Menschlich in Führung gehen – 5 Schritte zu mehr Erfolg und Freude

Was ist, wenn die bisherigen Führungs- und Kommunikations-Strategien nicht mehr funktionieren? Wenn verdiente Mitarbeiter nach vielen Jahren Betriebszugehörigkeit das Unternehmen wechseln? Ohne mit ihrem Chef darüber gesprochen zu haben? Diese und ähnliche Erfahrungen machen zur Zeit viele „gestandene Manager“, die bereits seit Jahrzehnten erfolgreich Unternehmen gegründet und geführt haben und müssen feststellen: Im 21. Jahrhundert ticken die Uhren anders – und die Menschen auch.

Wenn bisher erfolgreiche Strategien nicht mehr funktionieren und neue noch nicht gefunden sind, geraten auch Chefs ins Zweifeln

Menschliche Führung? Ja, klar!

Kürzlich sprach ich mit einem langjährigen, sehr erfolgreichen Unternehmer, nennen wir ihn Karl, über das Thema “Menschliche Führung”. Seine spontane Reaktion auf meine kurzen Erläuterungen quittierte er spontan die Aussage: “Na klar, Menschliche Führung wird bei uns ganz groß geschrieben! Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen – sonst funktioniert es ja nicht”. Er grinste dabei zufrieden von einem Ohr zum anderen. Was wohl seine Leute zu diesem Statement sagen würden?
 
Soweit die Theorie und das was alle, oder zumindest die meisten Führungskräfte wollen. Schaut man jedoch auf die Bewertungszahlen bei Kununu – soweit sie denn tatsächlich die Realität wiederspiegeln – zeigt sich häufig ein ganz anderes Bild. Über die Chefin oder den Chef, das Arbeitsklima, die Kommunikation u.s.w. wird geschimpft und gewettert was das Zeug hält. Wenn ich mit Menschen über meine Arbeit rede, höre ich nicht selten den ziemlich verzweifelt klingenden Satz: “Oh, das klingt ja super – das brauchen wir unbedingt! Kannst du nicht mal mit meinem Chef reden?”. Meine Antworten sind dann so ähnlich, wie: “Ja, gerne. Mag er mir denn auch zuhören? Wann soll ich vorbei kommen? Machst du mir einen Termin mit ihm?”. Danach ist das Thema dann meistens schnell wieder vom Tisch – spätestens wenn mein Gesprächspartner erkennt, dass es nur möglich ist mit jemandem über eine Sache zu reden, für dass er oder sie sich auch interessiert, ein Bewusstsein für dessen Existenz hat oder zumindest offen dafür ist, sich einem neuen, bisher nicht als wichtig erkannten Thema zuzuwenden. Das ist – zumindest in den klassischen Mitarbeiter-Chef-Beziehungen eher selten der Fall.
 
In dieser Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung zeigt sich ein Dilemma, das vielen Unternehmern und Führungskräften nur allzu bewusst ist: Natürlich wollen wir ein gutes Arbeitsklima, natürlich wollen wir uns wohlfühlen an unserem Arbeitsplatz – und das unabhängig von der Hierarchiestufe – natürlich wollen wir attraktiv sein für Talente, die zu uns passen und die kommen um zu bleiben. Selbstverständlich wollen wir effektive Meetings, die möglichst kurz sind, Spaß machen und beides, Ergebnisse wie auch Fortschritt, mit sich bringen. Und, und, und – die Liste ließe sich beliebig fortschreiben.
 
Gleichzeitig schaffen wir es nicht, all das in der Hektik des Tagesgeschäfts umzusetzen. Der Produktivitätsdruck ist hoch, Kunden wollen immer schneller bedient werden, Projekte sollen pünktlich abgeschlossen werden, Budgets werden gekürzt und der Wettbewerb hat schon wieder ein besseres, noch günstigeres Produkt angekündigt. Da bleibt wenig Raum und Zeit für Menschlichkeit, Begegnung und persönlichen Austausch. Oder vielleicht doch?
 
Da stellt sich sofort die Frage: Wie kommen wir da raus? Wie schaffen wir es, trotz allem betriebswirtschaftlichem Druck, nah bei den Menschen zu sein, sie zu begeistern und zu bewegen?
 
Wenn ich “Menschliche Führung” höre, schießen mir gleich mehrere Fragen durch den Kopf: 
  • Was bedeutet denn eigentlich Menschliche Führung? 
  • Was wird unter Menschlicher Führung verstanden?
  • Wie fühlt sich Menschliche Führung an und – vor allem – woran erkannt man sie?
Zunächst einmal würde ich sagen, Menschliche Führung erkennt man vor allem daran, dass sie funktioniert. Was bedeutet, 
  1. Ich bin bei meinen Leuten als Führungskraft anerkannt und akzeptiert 
  2. Die Ziele meines Teams sowie meine eigenen sind bekannt und werden erreicht
  3. Meine Belegschaft akzeptiert mich als Chef, weil ich sie akzeptiere – sie als gleichwertige Menschen sehe – auch wenn und gerade weil sich unsere Rollen und die damit verbundene Verantwortung in der Organisation grundlegend unterscheiden

Umhandeln - Fünf Schritte zu mehr Wirksamkeit durch Menschliche Führung

Umdenken und – noch viel entscheidender – umhandeln ist also angesagt. Umparken im Kopf, wie es eine bekannte Automarke in ihrer Werbung formuliert, reicht da einfach nicht aus. Wir haben kein Wissens- oder Erkenntnisproblem. Wir haben ein Umsetzungsproblem. Dem neuen Denken dürfen Taten folgen: Neues Kommunizieren und neues Handeln sind Eckpfeiler modernen Organisations-Designs und New Work, wie es heutzutage so schön auf neudeutsch heißt. 

Empathie bedeutet, gedanklich in den Schuhe des anderen zu gehen
Menschliche Führung ist empathische Führung. Es braucht den Willen und die Fähigkeit, sich in andere, ihre Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche hineinzuversetzen, um dann eine gemeinsame Strategie zu finden, die von allen unterstützt und deren Umsetzung konsequent vorangetrieben wird – von allen Teammitgliedern.
 
Als Karl diese, für ihn zugegebenermaßen sehr ungewohnte Perspektive auf Menschen und seine Mitarbeiter, die ja auch Menschen sind, kennen lernte, schüttelte er zunächst ungläubig – und auch ein wenig unwillig – den Kopf. “Das soll funktionieren?” was seine spontane Reaktion. “Das kann ich mir nicht vorstellen! Es muss doch jemand geben, der sagt, wo es lang geht und – wenn es sein muss – auch mal auf den Tisch haut und klar macht, wo der Hammer hängt”. Man merkte ihm seine emotionale Erregung deutlich an. Zum Glück ist Karl ein neugieriger und grundsätzlich offener Mensch, so dass er sich nach ein paar Minuten darauf einließ, es zumindest einmal zu versuchen. “Also, dann erklärt mir mal, wie das gehen kann. da bin ich mal gespannt. Wie gesagt, ich kann es mir nicht vorstellen, aber ich lasse mich gerne überraschen”. 
 
Also legten wir los und gingen mit ihm die fünf Schritte durch, die ihn auf dem Weg zur empathischen Führungskraft weiter bringen sollten:

Schritt 1: Schaffe Klarheit

Wer führen will, muss Menschen mögen. Wenn Du eher introvertiert bist und lieber ein geniales Konzept ausarbeitest, als dich vor eine Gruppe Menschen zu stellen und eine Rede aus dem Stand zu halten, dann ist das Führen vielleicht nicht die Disziplin, in der du dein maximales Potenzial leben kannst. Frage dich in den kommenden Tagen immer mal wieder selbst: “Mag ich Menschen?”, “Bin ich entspannt und locker, wenn ich mit Menschen zusammen bin, oder stresst mich das eher?”. Das kann in verschiedenen Situationen sein, im Großraumbüro, im Meeting oder bei Kundengesprächen. Finde ein klares “Ja” auf die Frage, ob du Menschen magst. Dies ist die weitreichendste Entscheidung in Bezug auf deine Rolle als Führungskraft und wie du diese in Zukunft ausfüllen willst. Führungsstile gibt es viele. Die Frage ist dabei: Welcher Führungsstil erfüllt am ehesten die Anforderungen moderner Organisationen und führt buchstäblich dazu, dass Menschen kommen um zu bleiben, täglich wachsen und gerne ihr Bestes geben, um zum gemeinsamen Erfolg beizutragen?

Schritt 2: Mach den Reality-Check

Wie bist du tatsächlich im Tagesgeschäft als Führungskraft unterwegs? Wie nehmen dich deine Leute wahr und wie deine Kollegen und Mitarbeiter? Hierzu kannst du eines der zahlreichen Feedback-Tools einsetzen, oder du machst einen Quickscan, der dir ein erstes Bild über zu deiner Leadership-Performance liefert. Auf diese Weise bekommst du einen ersten Eindruck, wo deine Stärken und Potenziale liegen, um dein Team zu Höchstleistungen zu beflügeln, deutlich wirksamer und mit wesentlich mehr Freude zu führen.

Schritt 3: Triff eine Entscheidung

Eigentlich sind es zwei. Einmal entscheidest du dich, dass du Führungskraft sein willst – das ist gewissermaßen gleichzusetzen mit der Frage, ob Du Menschen magst (siehe Schritt 1). Zum anderen braucht es ein bewusstes JA zu den empathischen Führungs- und Kommunikationsprinzipien, um die Früchte Menschlicher Führung wirklich auch ernten zu können. Wenn du Unternehmer:in oder Teilhaber:in eines Unternehmens bist, magst du dich vielleicht fragen, wie das gehen soll. Du bist der Chef oder die Chefin. Wie sollst du da nicht Führungskraft sein wollen? Du musst! Vielleicht. Dann darfst du dir so lange deine Entscheidung pro Menschen und Führung vor Augen führen und bewusst machen, bis du es tatsächlich bist und dein Herz deiner Kopf-Entscheidung folgt. Das funktioniert tatsächlich! Mehr dazu an anderer Stelle. Alternativ könntest du dich auf das fokussieren, was du am liebsten tust und am besten kannst und heuerst als Führungskraft jemanden an, dem du vertraust und der das Führen im Blut hat.

Schritt 4: Verstehe und akzeptiere wie Menschen ticken

Schon Freud wusste, Menschen funktionieren zu 15% rational und zu 85% emotional. Viele kennen dieses Bild in der Darstellung als Eisberg, bei dem lediglich 15% aus dem Wasser ragen und der Rest unter der Wasseroberfläche verborgen ist. Bei uns Menschen ist das ganz ähnlich. Wenn wir emotional aktiviert sind (unter der Oberfläche), dann sind wir sachlichen Überlegungen und Argumenten nicht mehr zugänglich. Menschliche Führung setzt genau da an, indem sie zunächst viel weniger auf der sachlichen Ebene kommuniziert und deutlich mehr die emotionale Ebene anspricht. Hier geht es um Gefühle und Bedürfnisse, um verstehen und verstanden werden, statt Recht haben zu wollen. Ideen und Lösungen, sowie gemeinsame Strategien, wie möglichst viele der vorhandenen Bedürfnisse erfüllt werden können, entstehen dann fast von allein – aber erst dann, wenn die emotionale Erregung abgebaut ist! 
 
Dafür kann die empathische Führungskraft sorgen, indem sie erst den Menschen, seine Gefühle und Bedürfnisse wahrnimmt, bevor sie sich auf der sachlichen Ebene darum kümmert, Probleme zu lösen. Das sieht auf den ersten Blick aus, wie ein Umweg, den man sich ja auch sparen kann. Das ist ein eklatanter Trugschluss! Alle Erfahrungen zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist: Mit Menschen, die sich als solche gesehen und respektiert wahrnehmen, lassen sich deutlich kreativere, schnellere und bessere Lösungen finden, als mit denjenigen, die ihre (negativen) Emotionen nirgendwo “abladen” können. Das blockiert sie und führt dazu, dass sie sachlichen Argumenten überhaupt nicht zugänglich sind – sie können gar nicht zuhören. Geschweige denn, kreative Lösungen für anstehende Probleme und Konflikte finden.

Schritt 5: Lass dich unterstützen

Jeder gute Sportler hat einen Coach – jedes Spitzenteam hat einen Trainer! Hast du z.B. schon mal beobachtet, wer ins Fitnessstudio geht, oder beim Joggen und Radfahren unterwegs ist? Es sind oft nicht diejenigen, die es augenscheinlich nötig haben, sondern meistens die, die eh schon schlank und fit sind. Sie wollen es bleiben und darüber hinaus noch schlanker und noch fitter werden – eine echte Positivspirale! Genauso verhält es sich mit Unternehmern und Führungskräften: Die, die eh’ schon gut sind und scheinbar gar keine Begleitung benötigen, lassen sich regelmäßig unterstützen und werden dadurch immer besser. Kommunikativer, beweglicher, erfolgreicher und nicht zuletzt auch glücklicher und zufriedener – mit sich selbst und ihrem Team. Interessant ist auch, dass die wirklich guten Unternehmer und Führungskräfte gar nicht so genau wissen, warum sie gut sind. Sie machen es halt so, wie sie denken, dass es gut und richtig ist – und sind immer darauf aus herauszufinden, was sie noch besser machen können. Falls Du auch zu diesen Höchstleister:inne:n gehörst, kannst du dir über den LP3-Leadership-Quickscan ein erstes Bild verschaffen. Wer es ganz genau wissen möchte, der kann an einem 360° Feedback teilnehmen, das Stärken, Vorlieben und Potenziale einer Führungskraft über alle relevanten Unternehmensebenen hinweg sichtbar mach. 

Menschen begeistern und bewegen

Was ist denn nun aus Karl geworden? Dem Unternehmer, der anfangs so überzeugt davon war, dass in seiner Organisation schon sehr menschlich geführt wird und der sehr skeptisch war, ob dieser “neumodische Kram” denn überhaupt funktionieren kann? Er wollte es wissen, war neugierig und hatte den Mut, die fünf Schritte konsequent zu durchlaufen. Zugegeben, das ging nicht von heute auf morgen. Aber seine Erkenntnisse und Schlussfolgerungen, die er aus diesem Prozess gewonnen hat, haben sein Leben als Vollblutunternehmer stark beeinflusst und extrem positiv verändert. Das sagen nicht nur seine Mitarbeiter und Kollegen, sondern auch seine Frau und Kinder 😉
 
Heute hat er mehr Zeit für sich und seine persönlichen Projekte, da sein Team eigenverantwortlich dafür sorgt, dass sein Unternehmen hochprofitabel wächst und sich erfolgreich im Markt dem Wettbewerb stellt. Er vertraut seinen Leuten und wird von seinem Führungsteam nur noch bei sehr strategischen Fragen und alle drei Monate zu einem halbtägigen Senior-Briefing-Workshop hinzugezogen.
 
Ganz besonders freut es Karl, dass sein Unternehmen ohne sein aktives Eingreifen funktioniert und er so den Weg frei machen kann für nachfolgende Generationen – egal, ob eines seiner Kinder einsteigt, oder er das Unternehmen eines Tages verkauft. Dass er nun auch mehr Zeit für seine Familie und seine Hobbies hat, ist für ihn ein willkommener Nebeneffekt.
 
Wie geht ein Unternehmer jedoch mit den ständigen Zweifeln, oft fehlendem Vertrauen und dem sehr unangenehmen Gefühl des Kontrollverlusts um? Das und mehr erfährst du im Artikel “Freiheit durch Kontrollverlust – Wie du als Unternehmer dein Lebenswerk sicherst”.
 
Martin Weinbrenner, Karlsruhe im Mai 2020
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